Runder Tisch Borgfeld: Neue Ideen, neue Vorhaben

Hermann Vinke über neue Vorhaben des Runden Tisches: Laptops für die Jugendlichen und ein Multifunktionshaus für Borgfeld

© Wümme-Zeitung

Zwei wichtige Initiativen hat der Runde Tisch Borgfeld in jüngster Zeit gestartet. Einmal wollen wir versuchen, jugendliche Flüchtlinge mit Laptops auszustatten. Das mag manchen als unnötig und nicht vordringlich erscheinen. Aber der Hinweis, den Detlev Busche, der Schöpfer und Redakteur unserer Homepage in diesem Zusammenhang gab, ist meines Erachtens stichhaltig und nicht von der Hand zu weisen: „Der Laptop gehört mittlerweile zur Grundausstattung im Unterricht. Deshalb wäre es schön, wenn wir nach und nach Jugendliche, die aus einer Vorklasse in den regulären Schulbetrieb wechseln, entsprechend versorgen könnten.“

Keineswegs geht es darum, reihenweise nagelneue Geräte zu erwerben. Detlev Busche: „Es müssen nicht fabrikneue Geräte sein. Geprüfte gebrauchte Laptops tun es auch. Die Grundfiguration sollte u. a. Windows 10, das Office-Paket für Studenten / Schüler und ein Antivirenprogramm enthalten.“

Der Laptop ist bekanntlich nicht nur ein wichtiges Instrument der Kommunikation und Information. Das Gerät hilft auch beim Erlernen von Sprachen, füllt Wissenslücken und dient als praktischer Begleiter im Alltag.  Die Beschaffung von Laptops soll also in den nächsten Wochen und Monaten ein Schwerpunkt unserer ehrenamtlichen Arbeit werden.

Der Lions Club Bremen Wümme, der uns bisher schon bei verschiedenen Maßnahmen tatkräftig unterstützt hat, wird uns auch bei dieser Aktion helfen. Als erste spontane Reaktion spendeten Mitglieder bereits zwei Laptops und stellten Geldbeträge für den Ankauf weiterer gebrauchter Geräte in Aussicht. Wir hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht.

 

Laptop für die Kinder, Tablet für die Alten

Anfang März bereitete ich mich auf einen kurzen Auftritt vor der Mitgliederversammlung des Lions Clubs im Hotel Munte vor, um für die Laptop-Idee zu werben. Da las ich in einem Interview, das die Süddeutsche Zeitung mit dem Präsidenten der Republik Uruguay, Tabaré Vázquez, aus Anlass seines Deutschlands-Besuchs im Februar diesen Jahres geführt hatte, folgendes Zitat von Vázquez: „So haben wir nicht nur das Internet schnell ausgebaut und alle Kinder mit einem einfachen Laptop ausgestattet, sondern auch allen Alten einen Tablet-PC geschenkt.“ Die Effekte im Zusammenleben der Familien seien verblüffend, berichtete der Präsident des kleinen südamerikanischen Landes mit 3,5 Millionen Einwohnern weiter. Das Fernsehen spiele keine große Rolle mehr. „Stattdessen bringen die Enkel erst ihren Großeltern bei, wie man die Computer und Smartphones bedient, dann kommunizieren sie so intensiv wie nie zuvor mit einander in Familien- und anderen Gruppen. Eine neue Form der Kommunikation, die die Alten aus ihrer Einsamkeit herausholt und Solidarität zwischen den Generationen stiftet.“ (SZ, 21. Februar 2017)

Um die Solidarität zwischen den Generationen und das Zusammenleben von Jung und Alt geht es auch bei dem zweiten Projekt, das der Runde Tisch Borgfeld auf seinem Plenum am 7. Februar im Ortsamt angeschoben hat. Dieses Vorhaben unterscheidet sich allerdings in der zeitlichen wie inhaltlichen Dimension ganz erheblich von dem der Laptop-Beschaffung. Es geht um ein multifunktionales Bauprojekt in unserem Stadtteil, das Flüchtlingsunterkünfte, Seniorenwohnungen und ein Dorfgemeinschaftshaus umfassen soll.

Dass ein solches Vorhaben alle bisherigen Überlegungen für die drei Teilbereiche sprengt, liegt auf der Hand. Und der Grad der Schwierigkeiten ist ebenfalls offenkundig. In meiner Funktion als einer der beiden Sprecher des Runden Tisches – neben Hanns Gunschera – habe ich diese Idee auf der Jahresversammlung des Fördervereins Dorfgemeinschaftshaus Borgfeld am 9. März und in einer Sitzung des Ausschusses II des Borgfelder Beirates am 14. 3. vorgestellt. Und die Resonanz in beiden Fällen war erstaunlich positiv und somit auch ermutigend. Ob das so bleibt, wird man sehen, wenn sich der Beirat demnächst in seiner Gesamtheit mit dem Thema befasst.

Alles unter einem Dach

Die Wümme-Zeitung hat bereits zwei Mal über den Plan für ein multifunktionales Bauprojekt berichtet: Alles unter einem Dach – Runder Tisch regt Bau eines Mehrzweckgebäudes für Dorfgemeinschaft, Senioren und Flüchtlinge an (WZ, 16. Februar) und Einstieg in ein großes Projekt – Senioren, Flüchtlinge und Bürgerhaus: Ausschuss unterstützt Pläne des Runden Tisches (WZ, 16. März) Diesen zweiten ebenfalls sehr informativen Bericht veröffentlichen wir mit Erlaubnis der Wümme-Zeitung auf unserer Homepage.

Um eine solche Idee in einen konkreten Plan umzusetzen und damit eine Chance zur Verwirklichung zu eröffnen, bedarf es der Mitwirkung aller Vereine, Gruppen, Gremien, Initiativen und Einrichtungen, die auf dem Gebieten Kultur, Soziales, Jugend- und Altenbetreuung und in der Flüchtlingsarbeit in Borgfeld tätig sind. Die erste und unmittelbare kommunalpolitische Zuständigkeit liegt beim Ortsamtsleiter und dem Beirat. Die Behörden der Stadtgemeinde Bremen haben ebenfalls ein entscheidendes Wort mitzureden.

Der Runde Tisch empfiehlt dem Beirat, das multifunktionale Bauprojekt grundsätzlich zu befürworten und gleichzeitig einen Arbeitskreis einzuberufen, der die Voraussetzungen für ein solches Vorhaben nach Möglichkeit klären und einen Plan für die Umsetzung erarbeiten soll, und zwar in enger Abstimmung mit dem Beirat und seinen Ausschüssen.

 

„Scharoun-Quartier“

Einen möglichen Namenspatron gibt es bereits. Die engagierte Borgfelderin Dr. Rena Noltenius, die unsere Arbeit am Runden Tisch von Anfang mit Rat und Tat begleitet hat, schlägt vor, das Bauprojekt „Scharoun-Quartier“ zu nennen. Der international bekannte Architekt Hans Scharoun (1893-1972) wurde in Bremen geboren. Seine Ideen und Vorstellungen von Architektur und Städtebau passen durchaus zum Borgfelder Projekt. Schließlich ging es Scharoun nicht zuletzt darum, Lebensräume sozial und funktional zu gestalten sowie bezahlbare Wohnungen und Quartiere zu errichten. Laptop, PC und überhaupt die ganze Digitalisierung würde er heute sicherlich ebenfalls begrüßen, sofern sie den Menschen zu gute kommen und ihnen helfen, ihren Alltag besser zu bewältigen und das Miteinander human zu gestalten.

Hermann Vinke 

Download
Klaus Göckeritz über ambitionierte Pläne des Runden Tisches (Wümme-Zeitung 16.03.2017)
WZ 2017-03-16.pdf
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